Denkfabrik #1 zum Thema «Biodiversität und Schwammstadt-Prinzip»

Die Denkfabrik Thun habe ich ins Leben gerufen, um Probleme und Herausforderungen sachlich und lösungsorientiert zu überdenken. Dazu werden inspirierende und kompetente Persönlichkeiten eingeladen, die ein Interesse daran haben, neue Sichtweisen kennenzulernen und miteinander Lösungsansätze zu entwickeln. Der folgende Bericht handelt von der ersten Denkfabrik Thun, die Ende Juni stattfand.


Alle Klimamodelle künden uns infolge des Klimawandels ein häufigeres Auftreten von ausgeprägten Hitzeperioden und intensiveren und häufigeren Starkregen an. 
Wir sind gefordert, unseren Lebensraum in Städten und Gemeinden neu zu gestalten und das Wassermanagement und die Infrastrukturen entsprechend anzupassen.


Grün und blau fördern
Mehr grün und blau ist das Gebot der Stunde. Das heisst konkret: mehr schattenspendende Bäume und Pflanzen, die auch Wasser speichern sowie mehr unversiegelte Flächen. Mikrokreisläufe sind gefragt. Das kostbare Wasser soll nicht mehr lediglich kanalisiert und abgeleitet, sondern zurück zum Grün geleitet werden. Damit verbessern wir das Stadtklima und die Gesundheit der Bäume und Pflanzen auch in der Stadt. Wir sprechen also von einer nötigen Steigerung der Biodiversität und der Umsetzung von Schwammstadt–Konzepten.

Doch wie genau erreichen wir das? Das wollte ich von Fachleuten wissen und lud zur ersten Denkfabrik zum Thema ein. Dank des interdisziplinären Erfahrungsaustausches konnten Hürden in der Umsetzung verortet und Lösungsansätze diskutiert werden. Nach dem
Erfahrungsaustausch über Massnahmen zur Erhaltung/Steigerung der Biodiversität diskutierten wir folgende Fragen.

Wird  mit den geltenden Gesetzen auf Bundes- und kantonaler Ebene dem Schutz der Biodiversität und der Umsetzung des Schwammstadt-Prinzips genügend Rechnung getragen?
Wenn nein: woran fehlt es konkret? 
Informationen?
Gesetzliche Grundlagen?
Gibt es Zielkonflikte?
Und was wäre nötig, damit eine Verbesserung erzielt werden kann?


Mehr biodiverse Flächen gestalten
Die Erkenntnisse der Denkfabrik waren:

-> Biodiversität und das Schwammstadt-Konzept gehen Hand in Hand, so werden Wassermikrokreisläufe geschaffen.

-> Ein Blick in die Nachbarländer lohnt sich, lobend erwähnt wurde die Stadt Graz, in der Schweiz lohnt sich ein Blick nach Genf.

-> Das Umweltschutzgesetz (USG) und das Natur- und Heimatschutzgesetz (NHG) auf Bundesebene und auf kantonaler Ebene das Naturschutzgesetz (NSG) und der Naturschutzverordnung (NSchV) legen einen wertvollen Grundstein zur Förderung der Biodiversität und wichtig sind die kommunalen Baureglemente, die gezieltere Vorgaben machen.  

-> Punkto Schwammstadt-Prinzip dürften mit den Erkenntnissen des nationalen Projektes des 
Verbandes Schweizer Abwasser- und Gewässerschutzfachleute (VSA) die nötigen Anpassungen in den Normen und allenfalls Gesetzen erwartet werden. 

-> Sensibilisierung und Schulung ist das A und O. 

-> Leuchtturmprojekte umsetzen und somit Erfolgsbeispiele schaffen.

-> Zu oft wird die biodivers gestaltete (Garten-)Landschaft mangels Erfahrung noch als «Unordnung» empfunden. 

-> Die öffentliche Hand soll Vorbild sein.

-> Dachbegrünungen auch in Kombination mit PV-Anlagen fördern. Entsprechend vorausschauend die Statik darauf ausrichten und die bereits vorhandenen, technischen Lösungen ernsthaft prüfen (z.B. Firma Contect).
Entsiegeln, entsiegeln, entsiegeln! 

-> Rendite versus das, was nötig wäre. Der Bauherrschaft muss der Mehrwert besser aufgezeigt werden. Da sind Fortschritte nötig, aber auch die nötige Regulierung wurde erwähnt. 

-> Die Einführung von zielführenden Anreizen für die in vielen Gemeinden geltenden Grünflächenziffer prüfen. Im Sinne von: ein englischer Garten am Boden bringt weniger als qualitative, biodiverse Bodenflächen und - dächer. 


Ein weiteres Ergebnis des Austausches war, dass sich ein Besuch der Firma Contect lohnen würde. Diese zeigt an konkreten Beispielen auf, wie Dachbegrünung und PV-Begrünung umgesetzt werden und somit Energiegewinnung und Biodiversitätsförderung gleichzeitig möglich machen. 

Ich freue mich, konnte dank dem Austausch Wissen und Erfahrungen geteilt werden, und resultierten konkrete nächste Schritte. Das bestätigt mir, gemeinsam finden wir Lösungen.

#denkfabrik #Biodiversität #Stadtklima #schwammstadt #spongecity #resilienz #klimafolgen  
#smartcity #gemeinsam


Teilnehmende:

- Erich Steiner, Golf- und Landschaftsarchitekt FH EIGCA BSLA, Gründer und Geschäftsführer Steiner & Partner Landschaftsarchitektur
- Fabian Pauli, Architekt BA FH, Mitinhaber akkurat bauatelier AG, Gemeinderat Amsoldingen
- Susanne Albrecht, Landschaftsarchitektin CAS Raumentwicklung, Präsidentin Pro Natura Region Thun
- Sandra Röthlisberger, dipl. Architektin FH, Geschäftsführende Inhaberin Suffit AG
- Jelli Thomann, dipl. Architekt ETH/SIA, Teilhaber Büro B Architekten
- Luzius Thomi, Leiter Geoanalyse & Naturrisiken die Mobiliar
- Christian Hilgenberg, Inhaber Ingenieurbüro IEM AG
- Andrea de Meuron, Grossrätin, Gemeinderätin Thun

Die nächste Denkfabrik Thun wird dem Thema Kreislauf-Wirtschaft gewidmet sein.
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