Denkfabrik #3 zum Thema: «eBau - echt smart oder einfach nur kompliziert?»

Mit dem am 1. März 2022 eingeführten eBau soll der Baubewilligungsprozess im Kanton Bern vereinfacht und elektronisch abgewickelt werden. Nun müssen Baugesuche elektronisch eingereicht und bearbeitet werden.

Seither konnten Erfahrungen gesammelt werden, und die Resonanz der Nutzenden aus Wirtschaft und Bevölkerung zu eBau lauten von "eigentlich gut" bis "das Schlimmste, das je entwickelt wurde". 

Als Vorsteherin des Bauinspektorats und Grossrätin bin ich daran interessiert, was seitens des Kantons bezüglich der Weiterentwicklung von eBau geplant ist. Ist die Kritik berechtigt, was denken Fachleute aus der Praxis, welche Erfahrungen machen Bauverwaltungen und gibt es Wünsche an die Politik? Diese Punkte waren Thema der dritten Denkfabrik. Der Austausch war interessant und ergebnisreich und die Informationen der Verantwortlichen des Kantons waren äusserst informativ. Gerade zu erfahren, was alles geplant und bereits verbessert wurde, schuf seitens der Teilnehmenden aus der Wirtschaft viel Verständnis.

Erkenntnisse und take-home messages  aus der Denkfabrik:

  • für verhältnismässig wenig Geld schuf der Kanton eine gute digitale Plattform, die nun auch von anderen Kantonen vorgesehen wird. 

  • eBau muss vielfältige Bedürfnisse abdecken, von Kleinstgemeinden bis zu den grossen Städten, von grossen Architekturbüros bis hin zu unerfahreneren Gesuchstellenden

  • Kritik ist das eine, doch eine Zufriedenheitsumfrage (1'241 Rückmeldungen) ergab, dass 60% der Befragten den Prozess mit eBau als effizienter beurteilen. 

  • Das zusätzliche Papierdossier wird auch in der Umfrage als Hürde beurteilt, ebenso, dass nach wie vor keine digitale Signatur möglich ist. Ein papierloser Prozess bedingt eine Gesetzesrevision, die seit längerem angekündigt ist. 

  • Es liegen über 250 Anpassungswünsche vor und eine kontinuierliche Weiterentwicklung ist nötig 

  • Eine bessere Kommunikation dieser Tasks in der Pipeline würde helfen, Verständnis zu schaffen 

  • Nicht aktuelle oder nutzendengerechte Formulare von Fachämtern liegt nicht in der Verantwortung von eBau, hierfür sind jeweilige Fachämter (Brandschutz, LANAT, usw.) verantwortlich. 

  • Seitens Kanton liegen sehr knappe personelle Ressourcen für den Betrieb und Unterhalt (100%) vor, geschweige denn für die Weiterentwicklung .

  • Schulungen für weniger erfahrene Gesuchstellende (KMU, Bürger:innen) sind wünschenswert 

  • Mehr Transparenz und eine Art Ampelsystem für Gesuchstellende, welches aufzeigt, wie weit das Baugesuch behandelt wurde, würde begrüsst 

  • Aus Sicht Gemeinden ist gewünscht, dass eBau als alleinige digitale Applikation ausreicht und andere GEVER Systeme abzulösen vermag. 

  • Das Potential KI, auch im Hinblick auf grosse Datenlage, für Hilfesuchende gilt es ausloten.

  • Als last but not least, die nach wie vor nötige, persönliche Unterschrift und wohl auch das Papierdoppel bleibt, solange die nötigen Revisionen der gesetzlichen Grundlagen nicht umgesetzt werden. 

Fazit: eBau ist echt smart, und der Austausch schuf Verständnis. Die diskutierten Massnahmen werden von den Verantwortlichen des Kantons weiter geprüft. Eine erste Umsetzung erfolgt in Form einer besseren Kommunikation und auf der eBau-Startseite für Gesuchstellende wird ein entsprechender Text aufgeschaltet.

So geht Zusammenarbeit: Wirtschaft und Verwaltung und Politik Hand in Hand.

Ich überlege mir, ob ein politisches Handeln angezeigt ist, damit die Plattform eBau mit den nötigen Ressourcen weiter verbessert und zu eBau 2.0 weiterentwickelt werden kann. Ebenso sollte die digitale Signatur und der medienbruchfreie Prozess rasch möglich werden und die hierfür nötigen Gesetzesrevisionen (Gesetz über die Verwaltungsrechtspflege (VRPG) und Baubewilligungsdekret, BewD) entsprechend an die Hand genommen werden.

 

Herzlichen Dank allen Mitwirkenden für die investierte Zeit und den Dialog und konstruktiven Austausch. 


Teilnehmende:

  • Andrea de Meuron, Grossrätin und Gemeinderätin Thun

  • Andreas Wirz, CDO eicher + pauli

  • Alois Kämpfer, Stv. Bauinspektor Stadt Thun

  • Bruno Mohr, Vorsteher Abteilung Bauen, Amt für Gemeinden und Raumordnung

  • Daniela Soltermann, Geschäftsführerin Peter Soltermann AG

  • Fabian Pauli, Architekt BA FH, Inhaber akkurat bauatelier AG

  • Martin Schweizer, Projektleiter CMI Axioma Stadt Thun

  • Matthias Haldi, Bauverwalter Muri-Gümligen

  • Nik Gfeller, J. Höhn + Partner Architekten AG

  • Stefano Matti, fachlicher Projektleiter eBau, Abteilung Bauen, Amt für Gemeinden und Raumordnung

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